Maria Veronika Ephrosina Zeritsch
der Hexerei für schuldig befunden
„Torso“ und „Bündel“ sind das Ergebnis
einer langen Auseinandersetzung
mit dem Brennen von Holzkohle
nach ersten Ergebnissen
die in Richtung eines Torsos gingen
habe ich eine große Anzahl
von Bränden unternommen
um seiner Form näher zu kommen
von allen Formen ist nur eine übrig geblieben
als ich das erste Bündel
von Stäbchen aus Holzkohle
vor mir liegen hatte dachte ich sogleich an Haare
schwarze Haare einmal gebündelt und einmal offen
Schwarze Haare - Haare aus Kohle - verbrannte Haare
So ungefähr war meine Gedankenkette
wer hat verbrannte schwarze Haare
ich suchte im Internet unter dem Begriff „Hexen“
und fand heraus
dass die letzte Hexe auf bayerischem Boden
am 2. April 1756 enthauptet und verbrannt wurde
Maria Veronika Ephrosina Zeritsch
15 Jahre Jahre alt
Mutter einer Tochter
Maria Veronika Ephrosina Zeritsch war Zögling
des Heiliggeistspitals in Landshut
also dort wo ich 250 Jahre später
meine Ausstellung
„buchstäblich unbeschwert“ hatte
die Akten des Hexenprozesses
und der Hinrichtung wurden vernichtet
als Landshut sich um den Sitz der Universität bewarb
ihr Schicksal wurde erst in den letzten Jahren bekannt
als man die Geschichte des Heiliggeistspitals
in Landshut erforschte
meine Ausstellung 2006 in Heiliggeist hatte verschiedene
immer wieder verschobene Eröffnungstermine
einer davon war in den ersten Apriltagen
also genau 250 Jahre nach der Hinrichtung
von Maria Veronika Ephrosina Zeritsch
weder in der Heiliggeistkirche
noch im gegenüberliegenden Heiliggeistspital
indet sich ein Hinweis geschweige denn
eine noch so kleine Entschuldigung
die an den Tod des
fünfzehnjährigen Mädchens erinnert
aus diesem Grunde
sollen meine beiden Arbeiten
„Bündel“ und „Torso“ eine Hommage
an Maria Veronika Ephrosina Zeritsch sein