Die Thomas-Bernhard-Freunde Passau lesen


„Auslöschung. Ein Zerfall.“ (1986)


Edgar Liegl liest seinen Text so kompromißlos und radikal wie Thomas Bernhard ihn geschrieben, wie die Druckerei CPI ihn gesetzt und der Suhrkamp-Verlag ihn herausgegeben hat.


651 Seiten als kubischer Block.

Jede einzelne Seite als Block gesetzt.

Jede einzelne Seite wie die vorhergehende

und jede Seite, wie die auf sie folgende:


kein Absatz,

kein Kapitel,

keine eingerückte

oder vor dem Rand endende Zeile.

eine Seite wie die andere


Edgar Liegl treibt seine Stimme

durch zwanzig dieser 651 Seiten,

durch Satzwüsten,

von Düne zu Düne,

durch Treibsände,

Lamentierlitaneien,

Intrigengespinste und durch das

Gesudere nie enden wollender

Vorwürfe und Anschuldigungen.


Dabei bohrt sich seine Stimme

in und durch Satzungeheuer von

babylonischer Architektur.


Edgar Liegl liest für sich und den Hörer.

Er nimmt ihn bei der Hand,

bindet ihn wie ein Bergführer

ins Seil, so dass er selbst dort folgen kann,

wo er alleine gelassen stürzen würde.


Edgar Liegl hat der Radikalität Bernhardscher Sprachsatzflechtkunst Stimme und Musikalität verliehen, wobei die Gesten seiner Hände seiner Stimme den Takt vorgaben, wie der Stab des Dirigenten dem Orchester.


Das Foto hat  Eberhard Wind gemacht. Ich danke ihm.

   Anton Kirchmair                       home             aktuell                      Werk           Ausstellung          Veranstaltung           Ankauf           Vita          Presse         Kontakt