Neue Installation aus „Balkenhaufen“

Der Bildhauer Anton Kirchmair (65) zeigt jetzt Objekte und Fotografien im „Alten Schlachthof“ – er ist auch ein Verpackungskünstler.


Anton Kirchmair, hier inmitten der Installation aus mit Zeitungspapier eingewickelten Päckchen, platziert diese auf weißen HolzbalkenFoto: Haas


VON JOHANN HAAS, MZ

STRAUBING. „Es ist ein aberwitziger Baukasten, mit dem ich spiel’, wie ein Kind, und das mit 65 Jahren. Es ist unfassbar viel Arbeit. Und es schaut kein Geld und kein End’ raus.“ So beschrieb der Bildhauer und Zeichner Anton Kirchmair in einem Zeitungsinterview im Jahr 2008 einmal seine Arbeit. Seit Freitag sind Objekte und Fotografien von Anton Kirchmair im „Alten Schlachthof“ (Galerie Halle II) zu sehen. Die Ausstellung bleibt bis zum 9. Januar aufgebaut.

Wie Bürgermeisterin Maria Stelzl anlässlich der Vernissage vor ungewöhnlich großem Publikum sagte, habe sich Anton Kirchmair zunächst mit dem Arbeitsmaterial Metall beschäftigt, heute indes gehe er lieber mit dem Werkstoff Holz um. Kirchmair habe schon in jungen Jahren „den goldenen Boden des Handwerks“ verlassen, vom Dasein als Werkzeugmacher. Er sei dann zur See gefahren, habe erneut die Schulbank gedrückt, das Abitur nachgeholt und danach ein Studium der Kunstpädagogik absolviert.

Er arbeitet weiter mit Trümmern

Erst im Alter von 50 Jahren, so die Bürgermeisterin weiter, habe Anton Kirchmair begonnen, sich als freischaffender Künstler zu betätigen. Er leimte und bog mit Tischler-Präzision viele Meter lange Bretter und Balken zusammen. Die seltsam leichten Balken türmte er erstmals 2006 in der Spitalkirche in Landshut zu einem gigantischen Gerüst auf und legte, nach dem Abbau, die Trümmer erneut aus.

An diese bekannte Situation erinnerte Dr. Franz Niehoff vom Städtischen Museum Landshut, der die Laudatio zur Ausstellungseröffnung hielt. Und genau an diesen Trümmern arbeitet der Künstler noch heute. Im Jahr 2008 stellte er die sogenannte Weiterbearbeitung des „Landshuter Balkenhaufens“ in der Hipp-Halle im Salzkammergut in Gmunden in Österreich

Künstler Kirchmair suchte für die Straubinger Ausstellung aus seinem inzwischen bekannten „Balkenhaufen“ die aller kleinsten Teile heraus. Er bearbeitete die Form der Teile, fasste sie und gab ihnen eine neue Oberfläche. Um sie zu schützen, wickelte er sie in Seidenpapier ein, steckte sie in Transportkisten und verpackte diese wiederum – so wie es eine Kunstspedition auch macht.

Der Künstler verwendet beim Einwickeln sein eigenes Verpackungsmaterial und begnügt sich mit dem, was er gerade zuhause hat: Zeitungs-, Seiden- und Kohlepapier. In der Transportkiste, die vielleicht so groß wie zwei Männerfäuste zusammen ist, befinden sich etwa vier oder fünf Arbeiten. Jede einzelne ist in das Papier verpackt, in dem auch die „Kiste“ steckt.

Prozess wird fotografiert

Zeigt Kirchmair seine Arbeiten, so nimmt er das Verpackungspapier ab, dass durch die Faltung eine bestimmte Form erhalten hat. Diese Form ist Teil der Arbeit und wird fotografiert. Anschließend wird jede weitere der in der Kiste liegenden Skulptur herausgenommen, die schützende Hülle wird entfernt. So wird nacheinander eine Skulptur auf die andere gestellt; dabei wird jede Situation fotografiert. Auf diese Weise entsteht eine Vielzahl von Fotografien, die Teil der Straubinger Ausstellung sind.

 

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